
Handmade in Germany!
Handmade in Bavaria Georg (Brettl) Brettmeister
“Heutzutage kennt man von allem den Preis, aber nicht den Wert!” – Oscar Wilde
Hallo Georg,
schön das es mit dem Interview klappt und Du Dir dafür Zeit nimmst unserer Communtiy von Dir und Deinem Handwerk zu erzählen!
Kennengelernt haben wir uns über Instagram. Hier hast Du mir coole Bilder von Deiner Werkstatt geschickt und so ist unser Kontakt entstanden.
Doch nun mehr zu Dir. Erzähl unser Community wie Du ausgerechnet auf den Werkstoff “Leder” gekommen bist.
Angefangen hat alles damit, als ich mir eine Ledertasche kaufen wollte. Dabei habe ich mehrere Stunden Zeit mit der Suche nach der passenden Ledertasche verbracht.
Entweder war die Tasche optisch nicht ganz nach dem was ich suchte, oder für die schlechte Qualität und Verarbeitung den Preis einfach nicht wert!
Kurzerhand habe ich mir gedacht, wenn du was individuelles willst, musst du es wohl selber machen.
Mit Opas altem Schusterwerkzeug und ein wenig Leder habe ich dann meinen ersten Versuch gestartet.
Außerdem fasziniert mich der Werkstoff “Leder” an sich bereits so sehr, da er mit der Zeit eine Persönlichkeit entwickelt, Patina.
(Mit Patina ist der Alterungsprozess des Leders gemeint, der unvorhersehbar und ganz sanft stattfindet und dem Leder Leben und Charakter verleiht.)
Hat sich bei Dir ein handwerkliches Geschick bereits in jungen Jahren abgezeichnet oder warum hast Du es Dir zugetraut eine eigene Tasche herzustellen?
In der Schulzeit haben meine Lehrer bei mir relativ früh ein gewisses Talent für das Zeichnen und die Kreativität entdeckt. Zudem bin ich auf einem Bauernhof aufgewachsen, da gibt es immer was zu reparieren.
Somit habe ich in meiner Freizeit als Kind immer gewerkelt und gebastelt. Etwas handwerkliches Geschick wurde mir also stückweise in die Wiege gelegt.
Und wie hast Du Dir das Arbeiten mit dem Leder beigebracht? Hat es Dir jemand beigebracht?
Das Arbeiten mit Leder habe ich mir über etliche YouTube-Videos, Sachbücher und ganz viel ausprobieren und Scheitern selbst beigebracht.
Hast Du Dir den Traum von der eigenen Ledertasche erfüllt?
Ja (lach), den Traum der eigenen Ledertasche habe ich mir erfüllt.
Die Ledertasche gibt es auch in meiner Werkstatt zu bestaunen, aber leider unverkäuflich, da die Ledertasche einen zu hohen ideellen Wert für mich hat, quasi mein Gesellenstück.
Mittlerweile ist es nicht nur bei Ledertaschen geblieben. Ich verarbeite das Leder auch zu Geldbörsen und Gürtel.
Wie bist du auf deinen Namen “Brettl’s” gekommen?
Den Namen haben mir meine Freunde gegeben, sozusagen als Spitznamen zu meinem Familiennamen Brettmeister.
Wo findet man Deine Werkstatt?
Meine Werkstatt liegt im Münchner Umland, in Markt Indersdorf, ca. 30 Minuten vom Münchner Zentrum entfernt.
Machst Du das schon Hauptberuflich?
Leider noch nicht, ich bin gelernter Mechatroniker und arbeite bei einem bekannten Getränkehersteller als Elektrotechniker.
Wann findest Du die Zeit Deiner Leidenschaft nachzukommen?
Nach einem stressigen Arbeitstag, gibt es für mich nichts schöneres als mich in meine Werkstatt zurück zu ziehen und mit Leder zu arbeiten.
Dabei kann ich entspannen und mich erholen.
Wo holst Du Deine Materialen her und was ist Dir dabei wichtig?
Der Regionale-Gedanke ist mir dabei sehr wichtig. Daher bezieh ich mein Leder überwiegend aus der Umgebung.
Dazu muss aber auch die Qualität stimmen. Meine Gerbereien beliefern mich mit pflanzlich gegerbten Leder. Teilweise beliefert mich ein Biobauer aus dem Ort mit Rohware, welches regional gegerbt wird. Mein Wunsch hier ist es, dass ich zukünftig komplett auf dieses „Bioleder“ umsteigen kann. Klar ist das etwas kostspieliger, aber somit weiß ich, dass mein Leder nicht mit billigen Chromsalzen verarbeitet ist, die über die Haut in den menschlichen Organismus übertragen werden können.
Die Gürtelschnallen stammen teilweise aus der Region, einige werden von einem Münchner Goldschmied mit dem ich zusammenarbeite aus Sertling Silber handgefertigt. Dabei achte ich ebenfalls auf die Qualität und Robustheit. Eine meiner Edelstahlschließen fertige ich selbst von Hand. Um mein Sortiment abzurunden, biete ich natürlich auch Edelstahl- oder Messingteile aus dem Zukauf an. Ich verwende keine vernickelten oder verchromten Schließen, die mit der Zeit hässlich werden.
Was ist die größte Herausforderung beim Arbeiten mit Leder?
Definitiv das punzieren, so nennt man die traditionelle Methode der Lederbearbeitung die zur Dekoration von Lederartikel verwendet wird. Es verzeiht keine Fehler! Ausbessern wie bei einem Stück Stoff ist nicht möglich.
Was macht Dir an deinem Job am meisten Spaß?
Kein Teil der Wegwerfgesellschaft zu sein. Fast-Fashion ist unschön, zumal sich jeder im Klaren sein muss, woher und auf welchen Kosten alles so günstig angeboten werden kann. Geiz ist nicht mehr geil. Hier muss ein Umdenken stattfinden!
Ein handgefertigter Ledergürtel, kann sogar über Generationen vererbet werden. Das kann man leider nicht über jeden Gürtel behaupten.
Die Wertschätzung meiner Kunden ist unbezahlbar, wenn mein Kunde glücklich ist, bin ich es auch.
Vielen Dank für das Interview, gerne würden wir dich mal in deiner Werkstatt besuchen und dir über die Schulter schauen!
Bis dahin könnt ihr gerne auf der Homepage von Georg vorbei schauen unter: www.brettls.de vorbeischauen.