
Die farblose Welt der Tattoos?
Ein bestimmtes Thema mischt seit Monaten die Tattoo-Community auf und sorgt für Ärger: Das Verbot von Tattoofarben.
Für alle, die davon noch nichts mitbekommen haben hier ein kleiner Recap:
Die europäische Chemie Agentur ECHA hat die Farbpigmente Blau 15 und Grün 7 als gefährlich bezeichnet. Laut der Chemie Agentur besteht die Möglichkeit, dass sich die beiden Tattoofarben krebserregend auswirken könnten. Obwohl diese Vermutung noch nicht belegt wurde und keine Langzeitstudien dafür sprechen, wurde folgendes beschlossen:
Ab Januar 2023 ist es verboten Blau 15 und Grün 7 in der EU als Tattoo-Farben zu verwenden.
Die Tattoo-Szene fragt sich, wie dieses Verbot ohne ausreichende Untersuchungen durchgesetzt werden konnte, denn die Pigmente stecken bereits seit 10 Jahren in den gängigsten Tattoo-Farben und das ohne bekannte Auswirkungen auf die Gesundheit der Kunden. Natürlich steht für seriöse Artists die Gesundheit der Kundschaft im Vordergrund, doch ohne Anhaltspunkte und Beweise, welche für die Gefährlichkeit der Farben sprechen, ist das Verbot nur schwer zu akzeptieren.
Auch Institute, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung, halten die bisherigen Erkenntnisse zur Schädlichkeit der Pigmente für nicht ausreichend.
Seit geraumer Zeit dürfen Blau 15 und Grün 7 bereits nicht mehr in Haarfärbemitteln auftauchen. Dieses Verbot wurde nun einfach auf Tattoo-Farben erweitert.
Was bedeutet das Verbot nun im Klartext und wer ist davon betroffen?
Etwa 12% der Europäer sind tätowiert. Durchgerechnet sind das europaweit ca. 84 Millionen Tätowierte und dazu kommen noch alle, die es mal werden wollen. Das Leben und der persönliche Ausdruck einer großen Community wird also durch das neue Verbot von Blau 15 und Grün 7 beeinträchtigt.
Die beiden Pigmente sind Bestandteil von 60% aller Tattoofarben und haben nach jahrelanger Verwendung zu keinen erkennbaren Problemen geführt. Ernstzunehmende Alternativen, welche die beiden Farben ersetzen könnten sind bisher noch nicht in Sicht und auch die ECHA hat keinen Alternativvorschlag parat.
Was bleibt übrig, wenn wir Blau und Grün aus unserer Farbpalette streichen?
– Rot, Gelb und Schwarz.
Werden zukünftige Tattoos in der EU also entweder nur noch Schwarz-Weiß oder in der Farbpalette sehr stark eingeschränkt sein?
Tatsächlich sehen viele die Gefahr, dass die Tattoo-Industrie, die schon aufgrund der Corona-Beschränkungen zu kämpfen hat, nun wegen des Verbots vor weiteren großen Problemen steht. Das Verbot von Blau 15 und Grün 7 schränkt die künstlerischen Tätigkeiten von Tätowierern so extrem ein, das ganze Stilrichtungen ohne die entsprechenden Farbtöne nicht mehr im gleichen Maße umsetzbar sein werden.
Einige Tätowierer könnten sich gezwungen sehen die verbotenen Farben oder ungeprüfte Alternativen illegal zu beschaffen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Das könnte den Ruf der Industrie langfristig schädigen und bietet unbekannte Risiken für deren Kunden. Wer sich an die Verbote hält wird wiederum Schwierigkeiten haben mit den nun eingeschränkten Leistungen konkurrenzfähig zu bleiben. Viele Artists haben bereits Existenzängste.
Es bleiben noch ca. 2 Jahre Zeit, um Alternativen zu Blau 15 und Grün 7 zu finden, sonst droht der Tattoo-Szene in der EU eine sehr farblose Zukunft.
Doch obwohl das Verbot seit Ende 2020 beschlossen wurde, lässt sich die Tattoo-Community nicht unterkriegen!
Ist die Situation wirklich aussichtslos?
Tausende Menschen haben sich für eine EU-weite, blaugrüne Rettungsaktion eingesetzt und Petitionen gegen das Verbot der Tattoo-Farben unterschrieben. Die Petition “Save The Pigments” von den Österreichern Michl Dirks und Erich Mähnert wurde am 23.03.21 vor dem EU-Petitionsausschuss eingereicht und wird nun von diesem geprüft.
Ob sich dadurch etwas an dem Farb-Verbot ändert wird sich zeigen.